Birkenaufguss und Vodka – In der russischen Banja
Die russische Banja
Bekannt ist das nordische Dampfbad vor allem aus Finnland und so haben wir auch die finnische Bezeichnung „Sauna“ in unseren Sprachgebrauch übernommen, doch Dampfbäder haben nicht nur in Finnland sondern auch in anderen Ländern und Kulturen eine lange Tradition, so auch in Russland. Allerdings bezeichnen die Russen ihr Dampfbad nicht als „Sauna“ sondern als „Banja“. Eine traditionelle Banja wird in Form einer Blockhütte im Freien errichtet. Dabei wird sie klassischerweise in drei Räume untergliedert und mitunter sogar zweistöckig errichtet. Dem eigentlichen Dampfraum– sind ein Wasch- und ein Ruheraum vorgelagert. Genauso wie in Finnland geht dem Saunieren das ausgiebige Waschen voran. So stehen im Waschraum Kübel mit hölzernen Kellen bereit, die mit heißem und kaltem Wasser gefüllt sind. Bevor der eigentliche Dampfraum betreten werden darf, wäscht man sich abwechselnd mit heißem und kaltem Wasser. Dies dient der Stimulation der Blutgefässe und bereitet den Körper auf die heißen Temperaturen im Dampfbad vor. Durch schmale Schlitze im Boden kann das Wasser abfließen, damit das Holz keinen dauerhaften Schaden nimmt. Genauso wie die Finnen verwenden auch die Russen für den Bau ihrer Dampfhütten vorzugsweise Fichten– und Tannenholz. Wobei Tannenholz für den ständigen Kontakt mit Wasserdampf wesentlich besser geeignet ist als das weniger beständige Fichtenholz.
Was unterscheidet eine russische Banja von einer finnischen Sauna?
Im Grunde handelt es sich um zwei Variationen der nordischen Dampfbadkultur, die sich nur unwesentlich von einander unterscheiden. Die Bauweisen ähneln sich sehr und in beiden wird traditionell mit einem Holzofen geheizt. Jedoch bevorzugen die Russen in ihrer Banja gemäßigte Temperaturen zwischen 60 und 90 Grad Celsius, während die Finnen ihre Sauna auch gerne mal auf über 100 Grad Celsius aufheizen. Zudem gießen die Russen häufiger auf und so kann die Luftfeuchtigkeit in einer russischen Banja auch gerne mal bei 90 Prozent liegen. Das verträgt nicht jeder, vor allem wenn man die heiße und trockene Luft einer finnischen Sauna gewohnt ist! Die Finnen hingegen legen bei ihrem Saunagang Wert auf den reinen Wasserdampf, der nicht mit ätherischen Ölen versetzt sein darf, wie es in Russland üblich ist. Als besonders beliebt gelten bei den Russen der Duft von Kiefernharz, Birkensaft und Tannenöl. Gemeinsam ist den Finnen und den Russen das sogenannte Quästen. Dafür werden im Sommer frische und im Winter getrocknete Birkenzweige zu einem Bündel gefasst – in Russland bezeichnet man diese als Wenik –, mit denen man sich gegenseitig nach dem Saunagang auf Rücken und Schultern schlägt. Die Schläge mit den feinen Zweigen sollen zusätzlich die Durchblutung anregen.
Sowohl den Finnen als auch den Russen gilt das Saunieren als fester Bestandteil ihrer Nationalen Identität. Wer in Russland oder Finnland was auf sich hält, der besitzt entweder selbst eine Sauna oder besucht regelmäßig öffentliche oder private Saunen. So gibt es inzwischen eigne Clubs in denen man standesgemäß saunieren kann. Der gemeinsame Banjabesuch gilt unter Geschäftsleuten in Russland als Respektsbekundung und Vertrauensbeweis und so wird so mancher Deal beim gemeinsamen Schwitzen abgeschlossen, der hinterher mit Wodka begossen wird!